Rauch steigt von den Essensbuden auf, als würde man gerade
in diesem Moment auf einen außergewöhnlich breiten Schornstein einer Fabrik
blicken. Soweit das Auge reicht, nichts als Eis und Schnee lässt sich
ausmachen. Quasi lebendig aufbewahrt in einem Gefrierfach. Ich wusste, dass es
eine gute Entscheidung war, vier Hosen übereinander anzuziehen.
Eis, Eis, nicht als Eis. Ich muss schon sagen, die
Skulpturen sehen atemberaubend aus, irgendwie erhaben. Die Lichter lassen sie
in verschiedenen Farben in der Dunkelheit erstrahlen. Ein wenig zu bunt
vielleicht für meinen Geschmack, aber hey, wir sind in China, auch wenn ich
mich daran immer wieder erinnern muss. Die Architektur der Stadt versetzt uns
in die prunkvollen Zeiten russischen Reichtums zurück. Und dennoch, multikulturell.
Hier eine Synagoge, hier eine Moschee und 500 Meter weiter östlich die
herrschaftliche Sophien Kathedrale. Der Zentrale Busbahnhof erinnert ein wenig
an „King’s Cross“ in London. Kurzum, niemand würde in dieser Stadt an China
denken, bis die nächste Schneeskulptur um die Ecke schaut oder der nächste
Chinese mit seiner Wurst am Stiel unseren Weg kreuzt.
Aber zurück zu den Eisskulpturen. Egal ob das berühmte
Harbiner Bier, die „Bank of China“, Schlösser oder die chinesischen
Tierkreiszeichen, alles, was das Herz begehrt, wurde hier in Eis gehauen. Wer
möchte, kann auf die Kunstwerke steigen oder in sie hineingehen. In den
Schlösser gilt es mehrere Stockwerke zu besichtigen und in der eisernen
Lokomotive gibt es auch für den letzten Besucher noch einen Sitzplatz auf einer
der Bänke. Man könnte Stunden damit verbringen, sie zu erkunden, ja wäre da
nicht der ständige Begleiter: Kälte.
Nach zwei Stunden waren wir bis zum äußersten, kleinen Zeh durchgefroren und bereit für unser überhitztes Hostel. So ist das hier, drinnen zu warm, draußen zu kalt. Aber gerade denke ich mir ganz ehrlich, Schwitzen ist doch was Tolles.
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