Da sind wir nun in Harbin, haben geschlagene sechs Stunden
seit unserer Ankunft im Hostel gewartet und haben nun keine Betten. Ja genau.
Sie haben kein Zimmer frei. Was wir jetzt machen? Keine Ahnung! Bei bis zu
minus 25 Grad ist das ein bisschen ungünstig. Ich hatte gleich ein ungutes
Gefühl bei dieser Unterkunft. Aber lest selbst:
Bis Elli auffiel, dass wir versehentlich eine Nacht zu viel
gebucht hatten, die Nacht, die wir im Zug Richtung Harbin verbracht haben. Wir
riefen also beim Hostel an und, nach mehreren An-und Rückrufen, bestätigten sie
schließlich unsere Stornierung für die eine Nacht. Alles verlief wie immer.
Dann begannen die ständigen Anrufe des Hostels, unter
anderem in unserem Unterricht. Sie wollten immer wieder wissen, ob die Daten
korrekt waren, die wir ihnen genannt haben und ob unsere Buchung noch stand.
Jedes Mal nickten wir die zwei Personen für eine Nacht ab, fragten uns aber,
wie man nur so unorganisiert sein konnte.
Diese Frage stellten wir uns heute wieder. Es kostete uns so
viel Kraft, nicht die Nerven zu verlieren, als die Empfangsdame uns
beschuldigte, wir hätten die Nächte im Hostel gecancelt. Sie erfanden zum
Selbstschutz die Lüge, sie hätten gestern nochmal versucht anzurufen, da aber
niemand rangegangen sei, sind sie davon ausgegangen, wir würden nicht mehr
kommen. Nur, dass in meinem Verlauf kein Anruf vom Hostel zu finden war. Dafür
aber die 100 Anrufe davor, in denen wir unser Kommen bestätigt hatten. Es war
zum verrückt werden. Sie wollten sich ihren Fehler nicht eingestehen (erinnert
ihr euch an die Sache mit dem Gesichtsverlust) und uns so schnell wie möglich
loswerden.
Aber so schnell gaben wir nicht auf. Wegen dem Eisfestival
war es leider unmöglich, so schnell einen anderen Schlafplatz zu finden. Ich
telefonierte eine ganze Liste durch, kein Zimmer war frei. Elli versuchte
indes, die Angestellten davon zu überzeugen, uns zu helfen. Zwei Stunden später
und viele Nerven weniger, konnten wir uns schließlich die stolzen Bewohner
einer Besenkammer nennen. Sie hatten uns das Zimmer der Angestellten
überlassen. Es überzeugte mit seinem kuscheligen Flair, konnte es doch, wegen
seiner Größe, nicht mehr als ein Hochbett und einen Stuhl beherbergen.
Selbstverständlich verlangten sie trotzdem den hohen Preis von 80 Yuan pro
Person. Damit gehen wir wahrscheinlich in das „Guinnesbuch der Weltrekorde“
ein, für den höchsten Preis, den je ein Tourist für eine Besenkammer bezahlt
hat.
Abends, wir wollten gerade in Bett gehen, da vibriert mein
Handy. Wer könnte das nur wieder sein?
Ich schaue darauf, Harbiner Nummer. Komisch. Ich nehme ab und die Stimme
am anderen Ende fragt mich: „Spreche ich mit Stephen?“ Ich sage: „Nein, Sie
müssen sich verwählt haben.“, und lege auf. Dann schaue ich die Nummer noch
einmal an. Die kenne ich doch! Der Blick in meinen Verlauf bestätigt es mir, es
ist das Hostel, in dem wir uns soeben befinden. Elli und ich müssen lachen. So
viel Inkompetenz ist uns selten begegnet. Wer weiß, vielleicht hatte Stephen ja
die Nächte storniert und sie hatten einfach die Nummern verwechselt. In diesem
Hostel ist alles möglich.
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