Samstag, 17. Januar 2015

Winterwonderland

Ich nehme einen ersten, großen Schluck. Irgendwie heiß und süß, das vertraute Gefühl der Kohlensäure verschwunden. Sie schmeckt mir nicht besonders, die heiße Cola. Was mache ich denn jetzt mit dem restlichen Liter? 


Mit dieser Harbiner Touri-Spezialität beginnt unser zweiter Tag. Komische Sachen trinken die hier. Meine zweite Entdeckung war ein Art alkoholfreies Bier, das in dieser Region ziemlich angesagt zu sein scheint. Wenn ihr auf Brötchen-Geschmack in flüssiger Form steht, kann ich euch dieses Schmuckstück nur empfehlen:
Ja, die Harbiner zeigen sich in vielerlei Hinsicht seltsam. So ist in der Stadt zum Beispiel Vanilleeis eine heiß begehrt. Das ist ja auch logisch. Ich meine, wer hat bei -20 Grad keine Lust auf ein Eis am Stiel? Der praktische Nebeneffekt dabei, hat man einmal keinen Hunger mehr, schleppt man es einfach solange herum, bis man es wieder essen möchte. Sogar in der Tasche ist es noch so kalt, dass es nicht schmilzt. Funktioniert super, davon habe ich mich selbst schon überzeugt.



Das zum kulinarischen Teil. Was aber viel wichtiger ist, wir sind gerade von unserem Trip auf die Sonneninsel zurück und dazu gibt es einiges zu erzählen. Natürlich sind wir heute leichtsinnig gewesen und haben nur drei Hosen angezogen. Dazu kommt, das schlechte Omen von unserem Hinweg, auf dem wir uns noch lautstark darüber lustig gemacht haben, wie viel Respekt wir doch vor der Kälte hatten. Jetzt bereuen wir es. Ich spüre momentan beide Füße nicht mehr und meine Beine sind, obwohl ich schon seit einer halben Stunde mit all meinen Klamotten unter der Bettdecke liege, immer noch eiskalt. 




Alles begann damit, dass wir frohen Mutes drei Kilometer zu Fuß zur „Schneewelt“ unterwegs waren. Nun, wir wussten zu dem Zeitpunkt natürlich nicht, dass es sich um drei Kilometer handelte. Kein Mensch bei Sinnen würde diese Strecke bei den Temperaturen laufen. Wie ihr wisst, sind wir manchmal ein wenig chaotisch. Dort angekommen, erwartete uns die traumhafteste Kulisse, die ihr euch vorstellen könnt. Es war perfekt. Eine riesige, verschneite Parkanlage, in der jede Menge Schneeskulpturen standen. Der Himmel war strahlend blau, die Sonne schien vom Himmel herab und verlieh dem Ganzen einen märchenhaften Schimmer. Im Hintergrund liefen die Menschen auf dem zugefrorenen Fluss Schlittschuh, vor der Skyline der Stadt. Und wer ganz genau hinsah, konnte hinter den kahlen Bäumen sogar eine richtige Burg erkennen. Ja, das hier ist noch in China.



Nach einigen Stunden Märchenwelt wurden wir wieder in die EISKALTE Realität zurückgeholt. Dafür sorgten die äußerst unfreundlichen Taxifahrer. Obwohl wir mittlerweile aussahen wie unterkühlte Zitteraale, die mit dem falschen Fuß aufgestanden waren, wollte uns kein einziges Taxi mitnehmen. Laut ihnen, konnte man den Weg zurück locker laufen. Irgendwann gaben wir auf, an ihre humane Seite zu glauben und machten uns im Laufschritt auf den Weg. 20 Minuten bei -20 Grad, pas de souci. Warum sollte man da auch ein Taxi bevorzugen?

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