Dienstag, 27. Januar 2015

Der böse Onkel Doktor

- Ein Zahnarztbesuch in Shanghai -

Heute war kein guter Tag. Heute musste ich nämlich zum Zahnarzt, da mir in Beijing mal wieder eine Ecke von einem Backenzahn abgebrochen ist. Davor hatte ich in China besonders Angst und, wie sollte es anders sein, musste es natürlich soweit kommen. Ich habe überall gelesen, dass die medizinische Versorgung Chinas an vielen Orten zu wünschen übrig lässt, die Zahnmedizinische jedoch miserabel sei. Das kann ja heiter werden. 


Da ich in der Vergangenheit schon oft Probleme mit meinen Zähnen hatte und weiß, welche Schmerzen damit unter Umständen zusammenhängen, wollte ich auf keinen Fall einen chinesischen Amateuren aufsuchen. Ich beschloss, mich an den „Lonely Planet“ zu halten und mich an das „Parkway Health“ im Shanghai Centre (1376 West Nanjing Rd.) zu wenden. Dort sollte es laut Reiseführer internationale Ärzte geben, also solche, mit denen ich wenigstens kommunizieren konnte.


Auf der West Nanjing Rd. angekommen, stockte mir erstmal der Atem. Nachdem wir etliche Luxusmalls a la Prada und Chanel passiert hatten, kamen wir am Shanghai Centre an. Gleich neben dem „Ritz Carlton“- Hotel sahen wir auch schon auf der ersten Ebene das leuchtende Emblem der Klinik. Mir wurde in Anbetracht der Umgebung, in der wir uns befanden, ein wenig übel. Obwohl Elli und ich das ganze Geld, das wir momentan besaßen, mitgebracht hatten, schien mir das für diese Gegend nicht ausreichend zu sein. Ach du Scheiße! Auf was hatte ich mich da nur eingelassen. Aber es gab kein Zurück mehr. Nicht nur, weil ich schon einen Termin gemacht hatte, sondern auch aus Mangel an Alternativen.


In der Praxis konnte ich wirklich überhaupt keinen Unterschied zu Deutschland ausmachen. Alles war blitzblank, jeder sprach perfektes Englisch und es gab sogar einen Kaffeeautomaten im Wartezimmer. Während der Behandlung, hätte ich schwören können, dass ich eine deutsche Familie, den Gang entlanglaufen hörte. Die Ärztin selber hatte ihren Master auf der Goethe-Uni in Frankfurt abgelegt. Alles war super professionell, aber eben auch super teuer, wie sich schnell herausstellte. 


Sie machten zuerst einige Röntgenaufnahmen, anhand denen man feststellen konnte, dass der Zahn gefährlich nah an der Wurzel gebrochen war. Ich willigte also ein, dass sie es säubern, abschleifen und mit einer provisorischen Füllung abdichten. Das Ganze kostete am Ende über 300 Euro, völlig überteuert!

Einerseits bin ich froh, dass ich so kein Opfer von Fusch geworden bin, wie es in China sooft der Fall ist, andererseits ärgere ich mich, dass ich es mir mit dem „Lonely Planet“ so leicht gemacht und mich nicht weiter über die Lage etc. informiert habe. Das muss jeder für sich abwägen, welchen Preis er bereit ist, zu zahlen. Ich finde diesen zu hoch.

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