- Ein Zahnarztbesuch in Shanghai -
Heute war kein guter Tag. Heute musste ich nämlich zum
Zahnarzt, da mir in Beijing mal wieder eine Ecke von einem Backenzahn
abgebrochen ist. Davor hatte ich in China besonders Angst und, wie sollte es
anders sein, musste es natürlich soweit kommen. Ich habe überall gelesen, dass
die medizinische Versorgung Chinas an vielen Orten zu wünschen übrig lässt, die
Zahnmedizinische jedoch miserabel sei. Das kann ja heiter werden.
Auf der West Nanjing Rd. angekommen, stockte mir erstmal der
Atem. Nachdem wir etliche Luxusmalls a la Prada und Chanel passiert hatten,
kamen wir am Shanghai Centre an. Gleich neben dem „Ritz Carlton“- Hotel sahen
wir auch schon auf der ersten Ebene das leuchtende Emblem der Klinik. Mir wurde
in Anbetracht der Umgebung, in der wir uns befanden, ein wenig übel. Obwohl
Elli und ich das ganze Geld, das wir momentan besaßen, mitgebracht hatten,
schien mir das für diese Gegend nicht ausreichend zu sein. Ach du Scheiße! Auf
was hatte ich mich da nur eingelassen. Aber es gab kein Zurück mehr. Nicht nur,
weil ich schon einen Termin gemacht hatte, sondern auch aus Mangel an Alternativen.
In der Praxis konnte ich wirklich überhaupt keinen
Unterschied zu Deutschland ausmachen. Alles war blitzblank, jeder sprach
perfektes Englisch und es gab sogar einen Kaffeeautomaten im Wartezimmer.
Während der Behandlung, hätte ich schwören können, dass ich eine deutsche
Familie, den Gang entlanglaufen hörte. Die Ärztin selber hatte ihren Master auf
der Goethe-Uni in Frankfurt abgelegt. Alles war super professionell, aber eben
auch super teuer, wie sich schnell herausstellte.
Sie machten zuerst einige Röntgenaufnahmen, anhand denen man
feststellen konnte, dass der Zahn gefährlich nah an der Wurzel gebrochen war.
Ich willigte also ein, dass sie es säubern, abschleifen und mit einer
provisorischen Füllung abdichten. Das Ganze kostete am Ende über 300 Euro,
völlig überteuert!
Einerseits bin ich froh, dass ich so kein Opfer von Fusch
geworden bin, wie es in China sooft der Fall ist, andererseits ärgere ich mich,
dass ich es mir mit dem „Lonely Planet“ so leicht gemacht und mich nicht weiter
über die Lage etc. informiert habe. Das muss jeder für sich abwägen, welchen
Preis er bereit ist, zu zahlen. Ich finde diesen zu hoch.
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