Beijing ist einfach cool. Nicht, weil die Stadt eine
vibrierende Metropole ist, im Gegenteil, sie ist eigentlich ein riesiges Dorf
mit 17 Millionen Einwohnern. Auch nicht, weil sie eine besonders coole Skyline
hat oder eine Menge „Schickimicki“, das findet man in Shanghai. Nein, Beijing
ist einfach anders. Nirgendwo findet man so viel Geschichte und so viele
sehenswerte, architektonische Wunderwerke an einem Ort. Allein, die berühmte
„Verbotene Stadt“ knackt alle Rekorde, als größter kaiserlicher Regierungssitz der ganzen Welt.
Umso schockierender wird es für euch sein, wenn ich euch jetzt sage, dass wir
nicht vorhaben, eines dieser Gebäude zu besichtigen. Der wahre Grund, warum wir
nach Beijing zurückgekehrt sind, ist das Essen. Abgesehen davon, dass die Stadt
einfach immer unsere ewige Nummer 1 in China sein wird.
Westliches Essen, unsere große Liebe. Wenn ihr erstmal fünf
Monate in China seid, ohne Ofen und mit so wenig Geld, dass ihr euch nur grünen
Tee leisten könnt, weil schon Pfefferminztee eurer Budget sprengt, oder eine
Butter und ein Käse zu einem unbezahlbaren Luxus werden, könnt ihr verstehen,
was ich meine. Wir lieben China, wirklich. Aber das Essen ist immer das
gleiche, entweder Nudeln oder Reis. Erinnert ihr euch an diese
Freundschaftsbücher von früher? Bei der Frage nach dem Lieblingsgericht kamen
immer die unterschiedlichsten Sachen, von Pizza über Gyros und Döner bis zu
Obstsalat oder Schokotorte war alles dabei. In China würde die Frage anders
aussehen, hier würde es sich definitiv um eine „entweder, oder“ Frage handeln.
Ungefähr so: „Was magst du lieber, Nudeln oder Reis?“
Diese Einseitigkeit macht uns fertig. In einer Stadt wie
Liuzhou gibt es, außer „Mc Donalds“, leider auch nicht viele Alternativen. Aber
jetzt sind wir in Beijing, Baby! Hier gibt es Spanier, Italiener und was am
allerbesten ist, Trommelwirbel, das Café Konstanz. Jawohl. Es zu finden, hat
sich dann allerdings doch etwas schwieriger gestaltet, als wir dachten. Fuhren
wir einmal mit dem Taxi fast an den Flughafen und wurden bei „Microsoft“ und
„Mercedes Benz“ am Arsch der Industrie-Heide abgesetzt , war unsere Euphorie
umso größer, als wir endlich davor standen! Süß war es, im deutschen
Fachwerkstil gebaut. Nur wo sollten wir zuerst hingehen? In die deutsche
Backerei im Erdgeschoss, in der Schweineohren, Bretzeln und Schwarzwälder
Kirschtorte auf uns warteten oder in das schwäbische Restaurant im
Obergeschoss? Wir entschieden uns für letzteres, bestellten Schweinebraten mit
Rotkohl und Klößen, für Elli Vegetarier-freundliche „Käßspätzle“, und waren im
siebten Himmel! Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so glücklich gewesen
war, wie in diesem Moment, mit Elli hungrig deutsches Essen mampfend. Habe ich
schon gesagt, dass ich Beijing liebe? Diese Stadt ist immer für eine Überraschung
gut.
"Café Konstanz": Chaoyang Gongyuan Lu, Lucky Street (gegenüber von Japanischer Botschaft)
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