Willkommen in der Kammer des Schreckens. Das ist das erste,
das mir durch den Kopf geht, als wir die
stattlichen Gemäuer unserer Hostels betreten. Es war einmal ein altes Gefängnis
und das wird ja bestimmt seinen Scharm haben, dachten wir uns. Falsch gedacht.
Beim Anblick unserer schimmeligen Wände und in Anbetracht der 300 Meter, die
wir bei Minusgraden jedes Mal zur den Gemeinschaftstoiletten zurücklegen
müssen, kommt beinahe reales Knast-Feeling auf. Gerade, weil Gemeinschaft so
groß geschrieben wird, Männer und Frauen benutzen ein Klo zusammen.
Auch der alte Mao Zedong wollte uns wieder nicht sehen. Langsam
glaube ich, dass es Schicksal ist. Kennt ihr das? Ihr wollt etwas unbedingt und
probiert es immer wieder, in mehreren Anläufen und trotzdem will und will es
nicht klappen. So ging es mir schon bei unserem London-Trip vor drei Jahren.
Als leidenschaftliche Reiterin hatte ich das Pferde-und Kutschenmuseum der
Queen ins Auge gefasst. Ganze dreimal fuhren wir dorthin, ohne es jemals
betreten zu können. Genauso ist es dieses Mal auch wieder. Waren es 2011 noch die
Flip-Flops, die uns von Mao trennten, sind es heute die unmenschlichen
Öffnungszeiten von 8 Uhr-12 Uhr.
Die Hutongs waren dafür eine Überraschung. Naiv, wie wir
waren, dachten wir, wir würden uns in ihnen zurechtfinden. Nach und nach fanden
wir heraus, dass es sich dabei um eine kilometerlange Nachbarschaft handelt,
die sogar einen riesigen See beherbergt. Um die beiden Türme, Trommel-und
Glockenturm, zu sehen, mussten wir eine halbe Stunde laufen und sechs Stationen
mit dem Bus zurücklegen. Ein Hoch auf nette, alte Frau, die uns den Weg dahin
gezeigt hat. Wir wären verloren gewesen! Es handelt sich hier um eine Art
Maislabyrinth für Profis.
Den See entdeckten wir ganz zufällig. Gerade als wir uns die
spanischen „Churros con Chocolate“ gönnten, fanden wir uns plötzlich an seinem
Ufer wieder. Wir hatten so ein Deja Vu, dass es schon fast gruselig war. 2011
tranken wir einen der ersten Cocktails unseres Lebens hier, bestellt von
unserer Chinesichlehrerin. Ich weiß noch, wie aufgeregt wir damals waren. Das
waren noch die Zeiten, in denen man sich von einem Drink betrunken gefühlt hat.
Jetzt, nach fast vier Jahren, sind wir zurück. Was für ein Gefühl! Ihr dürft
gespannt sein.
PS: Später fanden wir heraus, dass der von mir betitelte
„Weltuntergangstag“, der smogreichste Tag in Beijing Geschichte war. Was für
ein trauriger Rekord, den wir da miterlebt haben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen