Donnerstag, 22. Januar 2015

Gefängnis, Smog, Weltuntergang und Erinnerungen

Willkommen in der Kammer des Schreckens. Das ist das erste, das mir durch den Kopf geht, als wir die stattlichen Gemäuer unserer Hostels betreten. Es war einmal ein altes Gefängnis und das wird ja bestimmt seinen Scharm haben, dachten wir uns. Falsch gedacht. Beim Anblick unserer schimmeligen Wände und in Anbetracht der 300 Meter, die wir bei Minusgraden jedes Mal zur den Gemeinschaftstoiletten zurücklegen müssen, kommt beinahe reales Knast-Feeling auf. Gerade, weil Gemeinschaft so groß geschrieben wird, Männer und Frauen benutzen ein Klo zusammen. 


Was soll’s. Die gemütliche Zeit in der Lobby, ersetzen wir einfach durch einen großen Milchkaffee im „Costa“ um die Ecke. In unseren ersten beiden Tagen in der Hauptstadt, meinte es das Wetter ohnehin nicht gut mit uns. Entweder es war alles grau in grau, es schneite oder es war gleich komplette Weltuntergangsstimmung ausgebrochen. Außerdem hat der Smog mittlerweile gigantische Ausmaße angenommen. So kam es, dass wir schon mittags auf dem „Platz des himmlischen Friedens“ in einer schwarzen Wolke umhergewandelten, keine fünf Meter Sicht. 


Auch der alte Mao Zedong wollte uns wieder nicht sehen. Langsam glaube ich, dass es Schicksal ist. Kennt ihr das? Ihr wollt etwas unbedingt und probiert es immer wieder, in mehreren Anläufen und trotzdem will und will es nicht klappen. So ging es mir schon bei unserem London-Trip vor drei Jahren. Als leidenschaftliche Reiterin hatte ich das Pferde-und Kutschenmuseum der Queen ins Auge gefasst. Ganze dreimal fuhren wir dorthin, ohne es jemals betreten zu können. Genauso ist es dieses Mal auch wieder. Waren es 2011 noch die Flip-Flops, die uns von Mao trennten, sind es heute die unmenschlichen Öffnungszeiten von 8 Uhr-12 Uhr.


Die Hutongs waren dafür eine Überraschung. Naiv, wie wir waren, dachten wir, wir würden uns in ihnen zurechtfinden. Nach und nach fanden wir heraus, dass es sich dabei um eine kilometerlange Nachbarschaft handelt, die sogar einen riesigen See beherbergt. Um die beiden Türme, Trommel-und Glockenturm, zu sehen, mussten wir eine halbe Stunde laufen und sechs Stationen mit dem Bus zurücklegen. Ein Hoch auf nette, alte Frau, die uns den Weg dahin gezeigt hat. Wir wären verloren gewesen! Es handelt sich hier um eine Art Maislabyrinth für Profis. 



Den See entdeckten wir ganz zufällig. Gerade als wir uns die spanischen „Churros con Chocolate“ gönnten, fanden wir uns plötzlich an seinem Ufer wieder. Wir hatten so ein Deja Vu, dass es schon fast gruselig war. 2011 tranken wir einen der ersten Cocktails unseres Lebens hier, bestellt von unserer Chinesichlehrerin. Ich weiß noch, wie aufgeregt wir damals waren. Das waren noch die Zeiten, in denen man sich von einem Drink betrunken gefühlt hat. Jetzt, nach fast vier Jahren, sind wir zurück. Was für ein Gefühl! Ihr dürft gespannt sein.




PS: Später fanden wir heraus, dass der von mir betitelte „Weltuntergangstag“, der smogreichste Tag in Beijing Geschichte war. Was für ein trauriger Rekord, den wir da miterlebt haben.


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