Donnerstag, 22. Januar 2015

An Tagen wie diesen

Was für ein Tag! Es ist so ein Tag, an dem alles perfekt ist. Ein Tag, an dem man alle und jeden liebt und das Gefühl hat, von jedem geliebt zu werden. Ein Tag, an dem man sich denkt, nichts und niemand könne einem etwas anhaben. Ein Moment der Hochstimmung, in dem man die ganze Welt bezwingen könnte. Es ist unser dritter Tag in Beijing, die Weltuntergangsstimmung ist vorbeigezogen, die Sonne ist rausgekommen und es scheint fast so, als wäre sie niemals weggewesen. Plötzlich erstrahlt die Stadt in ihrem vollen Glanz und unsere Laune steigt schlagartig. Wir hätten keinen besseren Tag wählen können, um ihn an Chinas großer Mauer zu verbringen. Also lasst uns keine Zeit verlieren! Come on, let’s go!




Wir beginnen die Reise zum Abschnitt Huanghuacheng wie im Lonely Planet beschrieben, mit dem Expressbus 916 in Richtung Huairo. Aber kaum sind wir losgefahren, spricht uns der Fahrkartenverkäufer an, dass es keine Anschlussbusse zur Mauer geben wird. Wir gucken ihn an wie ein großes Fragezeichen. Wie jetzt? Das kann doch nicht sein. Sind wir so auf den Holzweg? Seine Erklärung scheint plausibel, da gerade Nebensaison sei, würden sie Winterpause haben. Es sei zu kalt und gäbe zu wenige Touristen. Und jetzt? Er könnte uns dahin mitnehmen. Wir sehen schon die großen Dollarscheine in seinen Augen aufblitzen, aber was sollen wir machen? Er ist unsere einzige Chance oder? Elli sieht das anders, sie will erstmal nach den Bussen suchen. Ich habe Angst, dass er dann weg ist und wir ohne Mauer in der Pampa stehen. Für 100 Yuan pro Person, statt den 12 Yuan für den Bus, schlagen wir schließlich ein. Hätte ich mal auf Elli gehört. Es gibt natürlich Busse, stellen wir dann fest.
 

Egal, an so einem Tag kann noch nicht einmal das unsere Laune trüben. Alles ist gut. Heute wird auf jeden Fall der „Mauertag“ werden und nur das zählt. Wir sind mittlerweile angekommen und, puh, es ist wirklich verdammt windig. Eine Böe kommt und wir klammern uns am Geländer fest, um nicht in den vereisten Wasserfall zu stürzen. Dann der Aufstieg hoch zur Mauer, wie sollen wir da nur hochkommen? Es gibt eine Leiter, aber die wurde vom Wind weggeweht und liegt nun ziemlich verloren im Gehölz herum. Zum Glück finden wir wenig später eine andere, die auf direktem Weg hoch zum Wachturm führt. Wir klettern hinauf und betreten die Mauer. Das einzige, das wir sehen, ist unendliche Weite. Das einzige, was wir fühlen, ist Freiheit. Perfekt. 










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