Donnerstag, 22. Januar 2015

Xi'an - Die unterschätze Perle

„Next Stop: Xi’an“, tönt es aus den Lautsprechern des Zuges. Gott sei Dank! Ich konnte kein Auge zumachen diese Nacht. Glücklicher Weise haben wir das Horror-Hostel von Beijing verlassen und steuern nun auf weitere vier Tage Abenteuer in einer neuen Stadt zu. Neue Stadt bedeutet neues Hostel, neue Eindrücke und ganz viele Erwartungen. Die sind im Falle von Xian nicht besonders hoch, aber die Stadt schafft es, uns mehr und mehr zu überraschen. 


Wie die meisten, habe ich am Anfang nur die Terrakotta-Armee mit der Stadt verbunden. Aber außer den Grabbeigaben aus der Qin-Dynastie gibt es noch eine ganze Menge mehr in der Stadt zu entdecken. Wir sind zum Beispiel auf einem Tandem-Rad über die super erhaltene Stadtmauer geheizt, haben die längste Nudel der Welt, drei Meter, bei „First Noodle under the Sun“ genossen und dabei durch Zufall die Xian’er Bibliothek entdeckt, die auch noch eine eigene Abteilung für deutsche Bücher beherbergt.                                           Es gab natürlich auch Pleiten, wie das muslimische Viertel und die Moschee darin. Wir waren ein wenig schockiert, als wir statt einem großen Kuppelgewölbe, eine einfache Tempelanlage vorfanden, wie es sie in fast jeder chinesischen Stadt gibt. Das Viertel konnte aber später durch die frittierten Bananen und den selbstgepressten Granatapfelsaft wieder ein paar Pluspunkte sammeln. Im Großen und Ganzen kann ich die Stadt jedem ans Herz legen, der sich für die chinesische Geschichte interessiert.



Ich weiß nicht wie, aber irgendwie habe ich es geschafft, mich in meiner grauen, gepolsterten Ganzkörperjacke und meiner, bis zum Rand vollgestopften, Handtasche, auf dem Tandem-Rad zu halten. Na gut, ich sah dabei wie eine zu dick geratene Robbe aus, die in Schlängellinie über die holprige Stadtmauer hechelt, aber weil Elli es, aus mysteriösen Gründen nicht hingekriegt hat, den Lenker festzuhalten und wir beinahe gegen ein Stehplakat geknallt wären, habe ich mich dafür entschieden, lieber die Robbe zu sein. Es war ein herrlicher Tag und der Blick von der Stadtmauer ist bestimmt einer der besten, von oben auf die Stadt. Nur irgendwie reicht es auch, zwei der vier Wachtürme anzusehen und sie dabei nicht ganz zu umrunden. Es wiederholt sich ansonsten nur. 



Die Fahrräder zurückgegeben, überlegten wir uns, was wir jetzt noch machen könnten. Das Ganze hatte nicht so viel Zeit beansprucht, wie wir gedacht hatten und da unser Ziel an diesem Tag nur noch die „Große Gans Pagode“ bei Sonnenuntergang war, hatten wir jetzt noch ein paar Stunden offen. Wir beschlossen, statt die Metro zu nehmen, einfach den gesamten Weg zu laufen. Dabei kann man so viele Dinge entdecken, die einem sonst verborgen bleiben. 


Gesagt, getan. Und was viel uns auf? Die imposante Bibliothek in Uni-Nähe natürlich. Da wir nichts Besseres zu tun hatten und beide die Atmosphäre deutscher Buchläden und Bibliotheken vermissten, gingen wir auf Entdeckungsreise. Mit Erfolg. Kaum hatten wir die dritte Etage mit den ausländischen Büchern betreten, wies auch schon ein großer, gelber Pfeil in Richtung „deutsche Abteilung“. Das muss ein Fehler sein, dachten wir uns. Aber schnell wurde klar, nein, es gab wirklich Regale voller deutscher und englischer Bücher. Sofort vergruben wir uns in einen Berg „Lonely Planets“ über Südostenasien und vergaßen die Zeit, bis es fast zu spät war, den Sonnenuntergang noch rechtzeitig zu erwischen. 

„Oh nein, die Pagode!“, mittlerweile joggten wir halb, um sie noch sehen zu können. Es war ein spektakulärer Wettlauf gegen die Zeit, oder besser gesagt, gegen die Sonne, die nun dem Horizont schon beängstigend nah war. Die Weiten in China sollte man echt nicht unterschätzen, da geht eine Straße auch mal schnell acht Kilometer. Leider vergaßen wir das selbst immer wieder.

Angekommen, verschwitzt und außer Atem, konnten wir doch noch die letzten rot-orangen Sonnenminuten einfangen. Elli wollte die Pagode erst gar nicht anschauen, nach all der Zeit in China hatte sie allmählich genug von ihnen. Jetzt sind wir froh, dass wir es doch gemacht haben. Die „Große Ganz Pagode“ ist irgendwie anders als die anderen, irgendwie einzigartig. Reisen ist eben wie eine Pralinenschachtel, man weiß nie, was man bekommt.  



PS : Die Atmosphäre im Hostel war dieses Mal genial. Wir zögerten nicht lange, uns dort zu verewigen:                                                                                


 

 

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