Montag, 8. Dezember 2014

In the Dark, In the Dark



Ja was soll ich sagen? Alkohol ist böse! Dieses Wochenende musste legendär für die Chinesen gewesen sein und bis zum höchsten Grade peinlich für uns. Denn das Gerücht: „Deutsche sind niemals betrunken.“, das in China solche Wellen schlägt, hatten wir erfolgreich widerlegt. Kann man darauf stolz sein? Eher nicht. 



In China gehört Party machen zum guten Ton. Selbst die Generation 30+ lässt sich nicht lumpen und mindestens einmal die Woche in einer Bar oder einem Club blicken. Jedenfalls die, die etwas auf sich halten. Allerdings laufen die Abende ganz anders als in Deutschland ab. Im Mittelpunkt steht nicht etwa die Musik, das Tanzen oder wie für den ein- oder anderen Deutschen, sich eine Begleitung für die Nacht zu sichern. Nein, im Mittelpunkt steht das Trinken, vor allem von Bier. Man trifft sich also, um sich gemeinsam einen hinter die Birne zu kippen und dabei dem ein oder anderen „Hallo“ zu sagen. Die Reichen im Club, alle anderen auf der Straße oder in einer billigen Bar. Hauptsachen Alkohol. 


Seitdem wir hier angekommen sind, ist das so ziemlich die einzige Situation, in der wir es nicht einsehen, uns anzupassen. Was macht denn daran bitte Spaß, sich an einen von den vielen Tischen zu stellen (die Clubs sind voll davon) und sich ausschließlich irgendwelchem, ekeligen 3,2% Bier zu widmen? Richtig, nichts! Wir wollen aber Spaß haben, wenn wir in einen Club gehen. Also gehen wir auf der Tanzfläche ab wie gewohnt. Naja, nur dass die in China keiner benutzt, höchstens, wenn sie einmal komplett einen über den Durst getrunken haben, gegen 4 Uhr morgens. Ansonsten sind wir eigentlich die einzigen, wie üblich scharmlos angegafft. 


Das Gute ist, wir als Ausländer, die ja immer „beautiful“ sind, müssen nie einen Yuan ausgeben. Zum Glück, sonst wären wir vermutlich längst pleite. Dafür ist man allerdings gezwungen, ständig von Tisch zu Tisch zu laufen und mit Gott und der Welt anzustoßen. Wehe, du willst mal einen Abend nichts trinken. Du als Deutsche, aus der Heimat des Biers? Das geht doch nicht! Ein „Nein“ wird nicht akzeptiert. Meistens leiden wir also an schonungslos vollen Wasserbäuchen und sind kein Stück angetrunken. Meistens. Dann kam dieses Wochenende.


Alles begann in der Liuzhouer „MG-Bar“, in der wir üblicher Weise vorglühen. Wir haben dort nämlich alle VIP Karten bekommen, weil wir wörtlich: „anders aussehen, als Chinesen.“ Was sagt man dazu? Auch wenn wir Rassismus verabscheuen, bringt er uns in diesem Fall einen entscheidenden Vorteil: Freibier. Die Schwarzen, die wir zuvor kennengelernt haben, leisten uns dabei Gesellschaft. Sie planen alle mehrere Jahre in China zu bleiben und sind sehr korrekt. Wir fühlen uns mit ihnen in irgendeiner Weise mehr verbunden, als mit den Chinesen. 


War das Freibier alle, kam der Rotwein und mit dem Rotwein einer der vielen Bosse der MG-Bar, der mir glucksend sein Handy zeigt: „In the Dark, in the Dark.“. Ich schaue ihn an wie ein Fragezeichen, bis er schließlich mit dem Kopf auf die Schwarzen in unserer Runde weist. Was für ein Lacher. 


Wir indes hatten Doc. King ausfindig gemacht, der an diesem Abend auch in der Bar war. Er lud Elli und mich auf weitere ein-ein halb Flaschen Wein ein, der unseren Pegel blitzschnell in die Höhe steigen ließ. Dann war es Zeit für den Wechsel in das „SongSong“ und einer Schandtat meinerseits. Nicht nur, dass wir besoffen einige Bierdosen an der MG-Bar mitgehen ließen, sondern auch, dass wir mit ihnen in der Hand auf einem chinesischen Roller mitgefahren sind. Ich wollte eigentlich nie einen Fuß auf diese Dinger setzen. 


Der Abend nahm seinen Lauf und mit ihm kam der Reisschnaps. Ich brauche euch nicht zu erzählen, dass das zu viel des Guten war. Elli begann allen zu erzählen, was für ein „rude Girl“ Lena doch ist, mit der wir uns vor einiger Zeit zerstritten hatten. Und ich, nun ja, machte mir den nächstbesten Chinesen klar. Ein Abend, der gerne für immer aus dem Gedächtnis gestrichen werden würde. Nur, dass das die Kopfschmerzen am nächsten Tag nicht zuließen.

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