Ja was soll ich sagen? Alkohol ist böse! Dieses Wochenende
musste legendär für die Chinesen gewesen sein und bis zum höchsten Grade
peinlich für uns. Denn das Gerücht: „Deutsche sind niemals betrunken.“, das in
China solche Wellen schlägt, hatten wir erfolgreich widerlegt. Kann man darauf
stolz sein? Eher nicht.
Seitdem wir hier angekommen sind, ist das so ziemlich die
einzige Situation, in der wir es nicht einsehen, uns anzupassen. Was macht denn
daran bitte Spaß, sich an einen von den vielen Tischen zu stellen (die Clubs
sind voll davon) und sich ausschließlich irgendwelchem, ekeligen 3,2% Bier zu
widmen? Richtig, nichts! Wir wollen aber Spaß haben, wenn wir in einen Club
gehen. Also gehen wir auf der Tanzfläche ab wie gewohnt. Naja, nur dass die in
China keiner benutzt, höchstens, wenn sie einmal komplett einen über den Durst
getrunken haben, gegen 4 Uhr morgens. Ansonsten sind wir eigentlich die
einzigen, wie üblich scharmlos angegafft.
Das Gute ist, wir als Ausländer, die ja immer „beautiful“
sind, müssen nie einen Yuan ausgeben. Zum Glück, sonst wären wir vermutlich
längst pleite. Dafür ist man allerdings gezwungen, ständig von Tisch zu Tisch
zu laufen und mit Gott und der Welt anzustoßen. Wehe, du willst mal einen Abend
nichts trinken. Du als Deutsche, aus der Heimat des Biers? Das geht doch nicht!
Ein „Nein“ wird nicht akzeptiert. Meistens leiden wir also an schonungslos
vollen Wasserbäuchen und sind kein Stück angetrunken. Meistens. Dann kam dieses
Wochenende.
Alles begann in der Liuzhouer „MG-Bar“, in der wir üblicher
Weise vorglühen. Wir haben dort nämlich alle VIP Karten bekommen, weil wir
wörtlich: „anders aussehen, als Chinesen.“ Was sagt man dazu? Auch wenn wir
Rassismus verabscheuen, bringt er uns in diesem Fall einen entscheidenden
Vorteil: Freibier. Die Schwarzen, die wir zuvor kennengelernt haben, leisten uns
dabei Gesellschaft. Sie planen alle mehrere Jahre in China zu bleiben und sind
sehr korrekt. Wir fühlen uns mit ihnen
in irgendeiner Weise mehr verbunden, als mit den Chinesen.
War das Freibier alle, kam der Rotwein und mit dem Rotwein
einer der vielen Bosse der MG-Bar, der mir glucksend sein Handy zeigt: „In the
Dark, in the Dark.“. Ich schaue ihn an wie ein Fragezeichen, bis er schließlich
mit dem Kopf auf die Schwarzen in unserer Runde weist. Was für ein Lacher.
Wir indes hatten Doc. King ausfindig gemacht, der an diesem
Abend auch in der Bar war. Er lud Elli und mich auf weitere ein-ein halb
Flaschen Wein ein, der unseren Pegel blitzschnell in die Höhe steigen ließ.
Dann war es Zeit für den Wechsel in das „SongSong“ und einer Schandtat
meinerseits. Nicht nur, dass wir besoffen einige Bierdosen an der MG-Bar
mitgehen ließen, sondern auch, dass wir mit ihnen in der Hand auf einem
chinesischen Roller mitgefahren sind. Ich wollte eigentlich nie einen Fuß auf
diese Dinger setzen.
Der Abend nahm seinen Lauf und mit ihm kam der Reisschnaps.
Ich brauche euch nicht zu erzählen, dass das zu viel des Guten war. Elli begann
allen zu erzählen, was für ein „rude Girl“ Lena doch ist, mit der wir uns vor
einiger Zeit zerstritten hatten. Und ich, nun ja, machte mir den nächstbesten
Chinesen klar. Ein Abend, der gerne für immer aus dem Gedächtnis gestrichen
werden würde. Nur, dass das die Kopfschmerzen am nächsten Tag nicht zuließen.
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