Dienstag, 11. November 2014

Hangzhou meint es nicht gut mit uns



Tja wie soll ich es sagen? Hangzhou und wir hatten nicht den besten Start. Bevor wir hier ankamen, äußerten sich ja schon leichte Zweifel, ob es vielleicht ein wenig gewagt sein könnte, 4 Uhr in der Nacht in einer fremden Stadt anzukommen; in einer fremden, chinesischen Stadt. Hätten wir zu dem Zeitpunkt gewusst, dass wir kurz davor sein würden, entweder eines Kältetodes zu sterben oder uns mit der Diagnose „Nervenzusammenbruch“ in eine Klinik einweisen zu lassen, hätte ich keinen Fuß in diesen Zug gesetzt.


Aber zurück zum Anfang. Eigentlich war alles gut, als wir den riesengroßen, blitzeblanken Ostbahnhof Richtung Taxistand entlangliefen. Das Problem ist, nur bis dahin. Kaum saßen wir in unserem Taxi, dessen Fahrer uns zwar freudestrahlend in Anfang nahm, leider aber keinen Plan von irgendetwas hatte, nahm das Schicksal seinen Lauf. Nachdem er erst im Hostel angerufen und sich dann von Passant zu Passant gefragt hatte, setzte er uns schließlich an einem völlig verlassenen Ort in einem zugegebenermaßen süßen Viertel ab. Wir waren wenig überzeugt, er glücklich uns loszuwerden. 

Von da an beschlossen wir, uns auf eigene Faust auf die Suche zu machen, ich meine, es gab auch nicht viele Alternativen. Wir stiefelten also los, die Freakshow on Air, ich, zwei Rucksäcke, ein riesiges Exemplar auf dem Rücken, ein kleineres vor dem Bauch, eine Handtasche und eine 1,5 Liter Wasserflasche in der Hand, sah jedenfalls aus wie Hagrid auf Reisen. Es dauerte nicht lange und unsere letzten Kräfte verschwanden ins Nirwana. Nicht nur, dass der extreme Temperaturunterschied von mindestens 15 Grad zu Liuzhou uns zu schaffen machte, sondern auch die nicht vorhandene Wegbeschreibung und der Haufen an Inkompetenz auf zwei Beinen, der uns auf Nachfrage in irgendeine, beliebige Richtung schickte. Ich habe euch doch erzählt, dass die Chinesen euch immer eine Antwort geben, wenn ihr wissen wollt, wo ihr langmüsst. Aus Angst dumm dazustehen. Leider führte das dazu, dass wir nur noch verwirrter waren als vorher. Das einzig‘ Positive war, dass wir in unserem Zustand nicht ein bisschen Angst hatten, dass uns etwas passieren könnte. Ich mit meiner Miene, hätte sowieso jeden schon mit einem Blick in die Flucht geschlagen. 

Uns blieb keine andere Wahl, als es noch einmal im Hostel zu versuchen, um nach einer Wegbeschreibung zu fragen. Siehe da, nach dem zweiten Versuch schaffte es sogar jemand, den Hörer abzunehmen, was unser größter Erfolg bis zu diesem Zeitpunkt war. Ein Hoffnungsschimmer am grauen, bitterkalten Horizont. Dachten wir. Dann merkten wir, dass es sich um den Nachtwächter handelte, der mit seinem zarten Stimmchen nicht in der Lage war, ein Wort Englisch zu reden. Zum Glück hatten wir uns eine internationale Unterkunft ausgesucht. Die Stimmung war auf dem Höhepunkt.

Nun war Umdenken angesagt. Nachdem es mittlerweile nach 6 Uhr war, wir unsere Füße fast nicht mehr spürten und unsere Finger gerade dabei waren, zu erstarren, wollten wir nur noch dieses Hostel finden. Also versuchte ich mit dem „Guard“ auf Chinesisch zu reden und irgendetwas von seiner Wegbeschreibung zu verstehen. Das lief dann ungefähr so ab, dass er irgendwas von „BU DUI“ (Nicht richtig!) in den Hörer brüllte und ich meinerseits brockenweise die Alternativen herausstotterte. Um 6:30 Uhr fanden wir schließlich das ersehnte International-Youth-Hostel-Emblem. 

Den restlichen Tag war mit uns nichts mehr anzufangen. Wir sollten noch zweimal falschfahren und stundenlang sinnlos durch die Gegend laufen. Mein Tagesziel minimierte sich auf: Starbucks-Filiale, wo wir beschlossen, uns damit abzufinden, das wir das Chaos sind, das on Tour geht.

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