Tja wie soll ich es sagen? Hangzhou und wir hatten nicht den
besten Start. Bevor wir hier ankamen, äußerten sich ja schon leichte Zweifel,
ob es vielleicht ein wenig gewagt sein könnte, 4 Uhr in der Nacht in einer
fremden Stadt anzukommen; in einer fremden, chinesischen Stadt. Hätten wir zu
dem Zeitpunkt gewusst, dass wir kurz davor sein würden, entweder eines
Kältetodes zu sterben oder uns mit der Diagnose „Nervenzusammenbruch“ in eine
Klinik einweisen zu lassen, hätte ich keinen Fuß in diesen Zug gesetzt.
Von da an beschlossen wir, uns auf eigene Faust auf die
Suche zu machen, ich meine, es gab auch nicht viele Alternativen. Wir
stiefelten also los, die Freakshow on Air, ich, zwei Rucksäcke, ein riesiges
Exemplar auf dem Rücken, ein kleineres vor dem Bauch, eine Handtasche und eine
1,5 Liter Wasserflasche in der Hand, sah jedenfalls aus wie Hagrid auf Reisen. Es
dauerte nicht lange und unsere letzten Kräfte verschwanden ins Nirwana. Nicht
nur, dass der extreme Temperaturunterschied von mindestens 15 Grad zu Liuzhou
uns zu schaffen machte, sondern auch die nicht vorhandene Wegbeschreibung und
der Haufen an Inkompetenz auf zwei Beinen, der uns auf Nachfrage in irgendeine,
beliebige Richtung schickte. Ich habe euch doch erzählt, dass die Chinesen euch
immer eine Antwort geben, wenn ihr wissen wollt, wo ihr langmüsst. Aus Angst
dumm dazustehen. Leider führte das dazu, dass wir nur noch verwirrter waren als
vorher. Das einzig‘ Positive war, dass wir in unserem Zustand nicht ein
bisschen Angst hatten, dass uns etwas passieren könnte. Ich mit meiner Miene,
hätte sowieso jeden schon mit einem Blick in die Flucht geschlagen.
Uns blieb keine andere Wahl, als es noch einmal im Hostel zu
versuchen, um nach einer Wegbeschreibung zu fragen. Siehe da, nach dem zweiten
Versuch schaffte es sogar jemand, den Hörer abzunehmen, was unser größter
Erfolg bis zu diesem Zeitpunkt war. Ein Hoffnungsschimmer am grauen,
bitterkalten Horizont. Dachten wir. Dann merkten wir, dass es sich um den
Nachtwächter handelte, der mit seinem zarten Stimmchen nicht in der Lage war,
ein Wort Englisch zu reden. Zum Glück hatten wir uns eine internationale
Unterkunft ausgesucht. Die Stimmung war auf dem Höhepunkt.
Nun war Umdenken angesagt. Nachdem es mittlerweile nach 6 Uhr
war, wir unsere Füße fast nicht mehr spürten und unsere Finger gerade dabei
waren, zu erstarren, wollten wir nur noch dieses Hostel finden. Also versuchte
ich mit dem „Guard“ auf Chinesisch zu reden und irgendetwas von seiner
Wegbeschreibung zu verstehen. Das lief dann ungefähr so ab, dass er irgendwas
von „BU DUI“ (Nicht richtig!) in den Hörer brüllte und ich meinerseits
brockenweise die Alternativen herausstotterte. Um 6:30 Uhr fanden wir schließlich
das ersehnte International-Youth-Hostel-Emblem.
Den restlichen Tag war mit uns nichts mehr anzufangen. Wir
sollten noch zweimal falschfahren und stundenlang sinnlos durch die Gegend
laufen. Mein Tagesziel minimierte sich auf: Starbucks-Filiale, wo wir beschlossen,
uns damit abzufinden, das wir das Chaos sind, das on Tour geht.
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