Mittwoch, 8. Oktober 2014

Tauben, Glitzerponpons und mehr



Hallo ihr Hasis, ein letzter Post vor unserer 30 Stunden Fahrt heute Nachmittag nach Chengdu. Wir haben uns mit Augenringen und Sand in den Augen morgens um 6 Uhr aus dem Bett gequält, wohlgemerkt das erste Mal seit fast einem Monat. Diese Uhrzeit kennt mein Wecker eigentlich schon gar nicht mehr, der ärmste. Ich ärmste. Naja, was macht man nicht alles, um sich das Sportfest einer chinesischen Schule anzuschauen und seine Linkteacher damit, in halbe Ekstase zu versetzen. Ich befürchte, dass eine Absage in diesem Fall zu einem schlimmen Herzinfarkt geführt hätte. Außerdem waren wir ein wenig gespannt, welche Kuriositäten uns dieses Mal erwarten würden. Wir sind mittlerweile dazu übergegangen, das Unmögliche für möglich zu halten und uns auf sämtliche Überraschungen gefasst zu machen. Normal, unser Normal, gibt es in China einfach nicht...



Wie sich herausstellte, war auch die Eröffnungsfeier des Sportfestes in einiger Hinsicht außergewöhnlich. Das heißt, wenn man auf fliegende Tauben steht oder auf eine Art Militärparade mit Flaggen, neonbunten Ehrenkränzen und Fähnchen, ist man hier am richtigen Ort gelandet. „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“ Alle anderen, nun ja, haben auch nichts falsch gemacht, sie bekommen an manchen Stellen nur ihren Mund nicht wieder zu. Aber keine Angst, uns ging es nicht anders. Diese Eröffnung deckt wirklich das volle Programm ab. 1 Stunde hat es gedauert, bis jede Klasse im Marschschritt, immer den „Schulschlachtruft“ grölend, einmal die vordere Sportplatzbahn betreten hatte. Bei 4000 Schülern allerdings schon fast Rekordtempo. Danach gab es noch diverse Tänzchen und Tai Chi Choreographien, die wohl als Auswärmübungen durchgehen sollten, bis alle bereit waren, mit dem Turnier zu beginnen.


Es haut einen echt um, wie motiviert die Schüler bei der Sache sind. Hätte uns jemand in Deutschland erzählt, dass sonntags mitten in den Oktoberferien ein Sportfest stattfindet, an dem wir anwesend sein müssen, hätten wir ihn höchstens ausgelacht. In China läuft es anders. Hier fließen die erreichten Ergebnisse in die Note ein, hier werden keine Fragen gestellt, hier kämpfen die Kinder darum, die ehrenvollste Position in der „Miliärparade“ zu ergattern oder bei den Tai Chi Übungen ganz vorne stehen zu dürfen. Die Fahnenträger haben das große Los gezogen, aus chinesischer Sicht. Sie vertreten die Schule am allermeisten, und, sie schweigen am allermeisten. Die Glückspilze stehen nämlich von Beginn an auf dem Sportplatz und dürfen, bis alle Klassen einmal an Ihnen vorbeigelaufen sind, keinen Mucks mehr von sich geben. Was meint ihr, würdet ihr euch nicht auch auf jeden Fall den Arsch aufreißen, um einer von ihnen zu werden? In Deutschland einfach unvorstellbar.


Ich kann mich gar nicht entscheiden, was nun mein Highlight war. Die Klasse mit den überdimensionalen Sonnenblumen, die Süßen mit ihren pinken und gelben Glitzerponpons oder die Verrückten mit ihrer hollywood-reifen Taubenchoreographie. Auf jeden Fall bin ich fasziniert, wie viele Schüler auf diesen einen Campus passen.                                                                    
                 
Was mich allerdings noch mehr verwundert, ist, dass wir nur sechs Stunden in der Woche arbeiten sollen, jeweils drei am Dienstag- und Mittwochnachmittag. Diese frohe Botschaft hat uns gerade unser Stundenplan überbracht, genauer gesagt, ein ziemlich verschwitzter Patrick mit den Stundenplänen in der Hand. Leider kam jemand von uns auf die Idee nachzufragen, weshalb wir jetzt noch zwei weitere zu bisher ungeklärten Zeiten dazubekommen. Ich hoffe, wir werden das verlängerte Wochenende behalten. Wie geil das wäre! Perfekt für unsere Reisepläne. Also Leute, drückt uns die Daumen. Bis bald, dann aus den Tiefen Sichuans!

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