Samstag, 17. Januar 2015

Startschuss: Unsere große Winterreise


Es ist endlich soweit, 30 Kilo Gepäck, die dicksten Klamotten, die wir finden konnten und gigantische Vorfreude begleiten uns auf unserer  dreiwöchigen Reise im Zick Zack durch China. Die Wochen, auf die wir solange hin gefiebert haben. Der Hauptgrund, warum wir nach dem Abi überhaupt nach China gekommen sind.

Uns armen Assistenslehrer lag es natürlich am Herzen, unsere Reise so erschwinglich wie nur möglich zu gestalten. Dazu kam, dass schon Mitte Dezember so gut wie alle Zugtickets ausgebucht waren und wir so notgedrungen den ganzen Trip von Februar einen Monat nach vorne schieben mussten. Es gibt nämlich eine neue Regelung, die es den Chinesen erlaubt, ihre Tickets für die großen Winterferien 60 Tage im Voraus zu buchen. Ist man aber kein chinesischer Staatsbürger, sieht es anders aus. In dem Fall ist das ungefähr so, als wolle man das unveröffentlichte Manuskript von Harry Potter besorgen wollen – schlicht unmöglich. 


Nach mehreren gescheiterten Versuchen, bestellten wir unsere Tickets gezwungener Maßen über eine ausländische Ticketplattform, inklusiver etlicher Zusatzbeiträge: www.travelchinaguide.com. Das war's dann mit „erschwinglich“. Es lief auf Holzklasse bei der Hälfte der Langstreckenfahrten hinaus. Statt wie Yannik und Pia zu fliegen, begann unsere Reise mit einer 21 stündigen Zugfahrt nach Beijing, einem 10 stündigen Aufenthalt auf dem besagten Hauptbahnhof und einer weiteren 10 stündigen Fahrt nach Harbin. Während dem ewigen Warten in der Hauptstadt konnte ich meinen jemals getätigten Ausgabenrekord bei McDonalds knacken.


Im Zug nach Harbin kam endgültig Klassenfahrt-Atmosphäre auf. Die Menschen waren alle so interessiert und aufgeweckt, wie wir es noch nicht einmal von den Bewohnern der Insel Hainan gewohnt waren. Dieses Temperament hätten wir eigentlich eher den Südchinesen zugeordnet.                                                                                                                       Der Triumph des Tages war wohl, dass wir uns wirklich gegenseitig einmal verstanden haben! Könnt ihr euch das vorstellen? Es gibt noch Chinesen auf dieser Welt, die nicht verwirrt aus der Wäsche gucken, wenn wir etwas erzählen! Unglaublich!

Auf der ganzen Zugreise gab es leider nur ein Problem: sie war nachts  und wir hatten keine Betten. Das bedeutete die dritte Nacht hintereinander sehr wenig Schlaf. Ich weiß wirklich nicht, was ich bevorzuge, die bitterkalten „Hardsleeper“, bei denen man, wenn man Pech hat und, so wie ich, ganz oben schlafen muss, dauerhaft von der Klimaanlage penetriert wird, oder auf den „Seatern“, auf denen es unmöglich ist, eine geeignete Schlafposition zu finden, man es dafür jedoch die ganze Zeit schön warm hat. Aber jetzt bin ich zu müde, um mir darüber noch mehr Gedanken zu machen. Und zu aufgeregt. Alle Zeichen stehen auf Ankunft.

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